Pflegepersonal war von der Spanischen Grippe 1918 stark betroffen


Das pflegerische und ärztliche Personal war von der Grippeepidemie, die 1918 / 1919 weltweit grassierte, besonders betroffen. Das Risiko, bei der Betreuung von Grippekranken angesteckt zu werden, war hoch. Todesfälle von Pflegepersonen waren nicht selten.


Notspital mit Grippepatienten in Pratteln/BL

Die meisten Menschen, die an Grippe erkrankten, wurden zu Hause betreut. Nur Personen, die Komplikationen hatten oder ohne Angehörige waren, wurden ins Spital eingewiesen. Familien, die es sich leisten konnten, stellten eine Krankenschwester oder Pflegerin an, die im Haus der erkrankten Person wohnte und sich Tag und Nacht um sie kümmerte. Die 61-jährige Diakonisse Lina Weber aus Riehen etwa, die ihren Schwesterndienst vor allem in der Privatpflege ausfüllte, war von Anfang September 1918 bis Anfang Januar 1919 bei acht Familien mit Grippekranken im Einsatz.

Zwischen den Einsätzen kehrte Schwester Lina ins Mutterhaus nach Riehen zurück, um sich einige wenige Tage zu erholen. Auch freie Berufskrankenschwestern waren in der Privatpflege tätig. An vielen Orten führten das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) und der Schweizerische Krankenpflegebund, der heutige SBK, Kontaktstellen, die Pfleger und Pflegerinnen an Familien vermittelten. Während der Grippeepidemie überstieg die Nachfrage die Zahl der zur Verfügung stehenden Pflegepersonen bei weitem. So wurden vielerorts auch Hilfskräfte und Samari- terInnen eingesetzt. Zum Auffrischen und zur Vertiefung der Kenntnisse über die Pflege von Grippekranken organisierte das SRK in Bern Kurse über die häusliche Krankenpflege.

Theorie der Grippepflege

Diplomierte Krankenschwestern hatten sich in der Ausbildung mit Infektionskrankheiten wie Masern, Scharlach oder Pocken befasst. Im Lehrbuch «Grundriss der Krankenpflege» von Friedrich Brunner, Chefarzt der chirurgischen Abteilung der Diakonissenanstalt Neumünster-Zürich, steht in der 7.Auflage von 1915 zur Grippe: «Sie beginnt mit grossem Schwächegefühl, Abgeschlagenheit und hohem Fieber, gewöhnlich stellt sich dann ein Katarrh der Atmungsorgane ein, selten ist der Verdauungsapparat befallen.» In einfachen Fällen klinge das Fieber nach wenigen Tagen ab, gefährlich seien aber die Komplikationen und «Nachkrankheiten wie Herzschwäche, Lungenentzündungen, Eiterungen, Blutvergiftung,

nervöse Erscheinungen, Schlafkrank- heit und dgl.» Es trete plötzlich «Kopf- und Nackenschmerz auf, dem Schwindel, Erbrechen, Fieber, dann Steifigkeit von Nacken und Rücken» folgten, bis nach kurzer Zeit der Tod eintrete. Zur Vermeidung der Ansteckung müssten Pflegepersonen acht geben, dass Patienten sie nicht «anhusten und anniessen». Die Krankenbeobachtung spielte für die adäquate Pflege eine grosse Rolle. Wenn sich das Aussehen eines Kranken ändere, die Nase spitzer, die Züge ängstlicher würden, dann sei der Kranke gefährdet, hiess es in einem ande- ren Lehrbuch. Besorgniserregend sei, wenn «das Gesicht gedunsen, gerötet, vielleicht blaurot oder blausüchtig (cy- anotisch)» werde, was besonders an den Lippen ablesbar sei. Weiter wurde der unstete und interesselose Blick, die gläsernen Augen, die Farbveränderungen der Haut, der kalte Schweiss als ungünstige Zeichen beschrieben.

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