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Rudolf Maeglin
1892 - 1971, geb. und gest. in Basel
Rudolf Maeglin stammte aus grossbürgerlichen Verhältnissen, sein Vater war Weinhändler, die Mutter kam aus einer Familie von Basler Seidenfabrikanten. Nach der Maturität studierte er zunächst Medizin, machte 1918 das Staatsexamen und assistierte dann am Genfer Kantonsspital. 1919 gab er den Arztberuf auf und wurde Künstler. 1921 bereiste er Italien. Ab 1922 lebte er in Paris, besuchte die Kunstakademien Grande Chaumière und Colarossi, machte Reisen in die Bretagne und nach Spanien. 1927 kehrte er zurück nach Basel, wo er sich als Hilfsarbeiter auf Baustellen und in der chemischen Industrie betätigte.
Allein Motiven aus dieser Arbeitswelt widmete er fortan sein künstlerisches Werk. 1933 war er Gründungsmitglied der antikonservativen Basler Künstlervereinigung «Gruppe 33». Ab 1936 arbeitete Maeglin freischaffend. (Auszug aus Wikipedia hier weiter lesen.)
Maeglin und die Personen, die dargestellt werden:
in seiner stark reduzierten Darstellungsweise zeigt Maeglin Personen aus seiner Nachbarschaft im Kleinbasel und viele Arbeiter, Handwerker, Taglöhner. Dabei porträtiert er nicht , sondern zeigt gewisse Typen von Menschen in ihren Lebenskontexten und mit ihren Attributen. Man kann also bei Maeglin's Personendarstellungen nicht von Individuen sprechen, sondern von stilisierten Repräsentanten eines Einzelnen. Dies schliesst nicht aus, dass er seine Darstellungen von ihm bekannten oder von ihm beobachteten Personen inspiriert sind. Um wen es sich dabei handelt, spielt für sein Werk und die Werkaussage meiner Meinung nach deshalb eine untergeordnete Rolle. Ich gehe davon aus, dass eine Personendarstellung bei Maeglin als Synthese mehrerer Personen einer bestimmten Gruppe entsteht und so zum Typus wird.
Farbarbeiter
Farbarbeiter beim Eingiessen von Rot, 1934
Gelber Farbarbeiter
Lokal Nr. 13 (Chemiebetrieb)
1937, Ă–l auf Leinwand, Sammlung Kunstkredit Basel-Stadt.
Auflegen von Rot
1948, Ă–l auf Leinwand, Sammlung Kunstkredit Basel-Stadt.
Farbenträger
WohnkĂĽche
1945, Holzschnitt auf Papier, Privatbesitz
Im Labor
Baustelle Ciba
1938, Ă–l auf Leinwand,
Das neue Gaswerk im Bau
1931, Ă–l auf Sperrholz, Sammlung Kunstkredit Basel-Stadt.
Chemiearbeit
Gelb-Blau-Rot (Blau), 1968, Bleiverglasung, 151.5 / 107.5
Gelb-Blau-Rot (Blau), 1968, Bleiverglasung, 151.5 / 107.5
Gelb-Blau-Rot (Blau), 1968, Bleiverglasung, 151.5 / 107.5
Moderne Farbchemie
1961, Malerei, 245 / 340
Labor, 1952
Rheinhafen
1943, Malerei, 150 / 490
Kranbau im Rheinhafen
1950, Malerei, 90 / 107
Silo-Bau, 1952
Bau DreirosenbrĂĽcke
Widerlager der DreirosenbrĂĽcke, 1934, Holzschnitt, 48.5 / 69
DreirosenbrĂĽcke, 1932, Holzschnitt, 60 / 52
BrĂĽckenbau, 1932-1935, Ă–l auf Leinwand, Kunstmuseum Basel
In der Coca-Cola Fabrik
1963, Ă–l auf Pavatex, Kunsthaus Zug
Aus dem Pressetext zur Maeglin Ausstellung im Kunsthaus Zug 2012
Vom Arzt zum Arbeiter
Rudolf Maeglin stammte aus einer wohlhabenden Familie und erlangte 1918 das Staatsexamen in Medizin. Bereits während seiner Zeit am Gymnasium hegte er jedoch den Wunsch, Maler zu werden, konnte sich aber erst nach einiger Zeit als Assistenzarzt dazu entschliessen. 1933 war Maeglin Gründungsmitglied der Basler Künstlervereinigung „Gruppe 33“ und nahm vielfach an deren Gruppenausstellungen teil. In einen Bildern hielt er als genauer Beobachter den industriellen Aufbruch der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts fest und dokumentiert äusserst präzise das Leben der Arbeiter in den Fabriken, im Speziellen dasjenige der „Farbarbeiter“, und auf den Baustellen.
Maeglin kannte dieses Umfeld selber bestens, arbeitete er doch seit seiner RĂĽckkehr aus Paris 1927 als Handlanger und Hilfsarbeiter, als Arbeiter unter Arbeitern, ehe er ab 1936 als freier Maler auf den Broterwerb auf dem Bau und in der chemischen Industrie verzichten konnte. Es entsprach Maeglins innerem Antrieb, dieses Milieu malerisch umzusetzen. Und da er alle Orte aus eigener Erfahrung kannte, sprach er stets von Erlebnismalerei.
Auf den Spuren von Gauguin
Obwohl Maeglin während seines Aufenthaltes in Paris verschiedene Zeichenkurse an Akademien besuchte, sind seine Bilder von einem sehr flächigen, beinahe naiv wirkenden Stil mit kräftigen Farbakzenten und feinen Farbabstufungen geprägt. In seinen Wanderjahren in den 1920er Jahren bereiste er Italien und Spanien, lebte dort bei einfachen Leuten und begab sich in der Bretagne auf die Spuren Gaugins. Es entstanden Zeichnungen, Aquarelle und frühe Holzschnitte, welche die Landschaft und die Bewohner dieser Gegenden in expressiven Farben darstellen.
Intensive Farben und Strukturen
Diese intensive Farbigkeit behielt Maeglin auch in seinen Ölbildern ab den 1930er Jahren bei. Der Titel „Farbarbeiter“ bezieht sich somit nicht nur auf das von Maeglin mehrfach gemalte Motiv des Farbarbeiters, sondern auch auf Maeglin selber, der das Bild oft nicht mit Licht, sondern einzig mit der unterschiedlichen Intensität und Helligkeit der Farben
modulierte. Maeglins Bilder wirken zuweilen ein wenig ungelenk, oft bedingt durch den betont symmetrischen Bildaufbau oder eine verzogene Perspektive. Rohre, Gerüste, Krane strukturieren den Innen- oder Aussenraum und die Bildfläche. Ohne naturalistisch zu sein, bringt Maeglin jedes Detail stilisiert zu Papier. Es ging ihm um eine Wahrhaftigkeit.
Die Arbeiter und Arbeiterfamilien, die er porträtierte, schauen meist frontal und beinahe direkt aus dem Bild. Passend zu den Sujets wählt Maeglin bewusst eine sehr einfache Malweise. Speziell in der Technik des Holzschnittes kommt Maeglin das grobe, flächige Schneiden entgegen. Es erstaunt deshalb auch nicht, dass ihm der Holzschnitt, nebst etlichen Detailzeichnungen und verschiedene klein- und gar grossformatige Ölbilder, zunächst auch als Vorstudie seiner Ölbilder diente. Manchmal hat Maeglin auch dasselbe Motiv eines Gemäldes zu einem späteren Zeitpunkt nochmals in einer vereinfachten Umsetzung eines Holzschnitts aufgriffen. Solche unterschiedliche Ausführungen und das Wiederaufgreifen desselben Motives in verschiedenen Techniken sind in den Ausstellungsräumen durch direkte Gegenüberstellungen gut sichtbar
Mehr als Zeitzeugen
Maeglins Bilder halten eine Welt im Umbruch fest. Sie dokumentieren die städtebauliche und industrielle Entwicklung in Basel, wie sie sich in der ganzen Schweiz vergleichbar vollzog und doch nur von ganz wenigen Künstlern aufgegriffen und malerisch über Jahre hinweg weiterverfolgt wurde. Dennoch sind seine Bilder weit mehr als Dokumente des Aufund Umbruchs. Maeglin hat um seine klar antibürgerliche Seite keinen Hehl gemacht, doch seine Arbeiter-Bilder sind nie pathetisch, monumental oder propagandistisch. Es gelang ihm, den Arbeiter seiner Zeit in seiner Einfachheit und Stärke zu porträtieren, ohne sentimental zu sein. Es sind Holzschnitte und Porträts entstanden, die vom Format und Inhalt gerade auch für den Arbeiter als Käufer gedacht gewesen wären. Doch die Arbeiter hatten meist wenig Interesse, Bilder ihrer teilweise elenden Arbeitsbedingungen noch in der eigenen Stube aufzuhängen.
Schweizer Kunst aus der Sammlung
Ergänzend zu Maeglin, der neu auch mit dem Werk „In der Coca-Cola Fabrik“ in der Sammlung des Kunsthauses Zug vertreten ist, werden in einer speziell darauf abgestimmten Präsentation Papierarbeiten, Bilder, Skulpturen und Plastiken aus der Sammlung zur Schweizer Kunst gezeigt. Darunter sind Weggefährten Maeglins aus der „Gruppe 33“ wie Walter Johannes Moeschlin und Walter Kurt Wiemken sowie andere zeitgenössische Künstler wie Hans Aeschbacher, Hermann Haller, Jakob Probst, Kurt Seligmann und Ilse Weber. Dadurch wird auch klar, wie vielfältig die Stile und Interesse der Gruppenmitglieder und anderen zeitgenössischen Künstlern der 1930er bis 1960er Jahre waren. Abgerundet wird die Sammlungspräsentation mit Werken von Fernand Léger – der motivisch und stilistisch enge Berührungspunkte mit Rudolf Maeglin aufweist von Maeglin gesagt hat, er stünde ihm von allen Basler Malern am nächsten – und Karl Geiser, die sich wie Maeglin für die Lebenswelt einfacher Menschen besonders interessierten. Ausserdem sind zwei weitere wichtige Neuzugänge in die Sammlung von Jean-Frédéric Schnyder und Miriam Cahn aus den 1970er und 1980er Jahren zum ersten Mal ausgestellt. Das frühe Schlüsselwerk des in Zug tätigen Jean-Frédéric Schnyder und die grossformatige Zeichnung von Miriam Cahn und führen die Sammlungspräsentation in die Gegenwart.
Einige biografische Angaben zu Rudolf Maeglin
24.12.1892: Geburt als 4. Kind von Johann Jakob Mäglin und Martha Lindenmeyer
Ab 1920: Ăśbertritt zur Malerei, Reisen nach Italien, Spanien, Frankreich und England.
Längere Aufenthalte auf Mallorca, der Bretagne und in Paris (Besuch von Kursen an der Akademien „Grande Chaumière“ und „Colarossi“)
Ab 1936: freier Maler, u.a. auch verschiedene Aufträge vom Kunstkredit Basel-Stadt für grosse Ölgemälde und Wandmalereien im öffentlichen Raum
1986/1987: Präsentationen der Baustellen-Bilder im Schweizerischen Architekturmuseum
2.4.1971: Rudolf Maeglin stirbt in Basel
1934 Gemaelde Maeglin Faerber Wikipedia Hafen Farbstoffe Labor Ciba CocaCola Gasfabrik Gruppe33