Ferdinand Ernst Karl Petersen, 16 Mai 1828 - 1908
Ferdinand Petersen wurde am 16. Mai 1828 als Sohn des rheinischen "Fabrikanten von chemischen Präparaten und Säuren für Wolle-, Seiden- und Baumwollfärberei" Ferdinand Krimmelbein in Hille (nördlich von Bielefeld) geboren. Er erhielt als junger Mann mit dem Einverständnis der Familie den Namen Petersen. Als Kind wurde er oft vom Vater auf Reisen mitgenommen. Ab 1846 studierte er in Giessen bei Justus Liebig Chemie. Nach vier Semestern verliess P. die Universität und fing bei George Harvey & Son in Glasgow als Betriebschemiker an, da sein Vater aufgrund der 1848er Wirren sein Studium nicht mehr finanzieren konnte. Allerdings herrschte in England auch Wirtschaftskrise und so nahm P. eine Einladung an eines Studienfreundes an, sich bei der angesehenen Firma Drouin & Brossier bei Staint Denis zu bewerben.
Schon bei seiner ersten Begegnung mit der Familie Drouin verliebte sich Petersen in die jüngere Tochter des Fabrikanten, der 17jährigen Adele. Deshalb schlug er Angebote seines Vaters aus, in dessen wiederaufgeblühte Firma zurückzukehren, aus und folgte dem Rat von Drouin, selber eine chemische Fabrik zu gründen. 1851 war als Laboratoriumskuriosität das Murexid aufgetaucht. Petersen wollte es fabrikmässig mit der Unterstützung seines Vaters herstellen und mietete in Saint Denis einen Schuppen, vermutlich die erste Fabrik für künstliche Farbstoffe überhaupt, vier Jahre vor der Entdeckung des Mauvein durch Perkin.
Leider kam sein Produkt nicht an. Dennoch patentierte er das Verfahren 1855, Alloxantin mit Amoniak zu begasen. 1856 kam als erster Anilinfarbstoff Mauvein von Perkin auf den Markt, doch konnte es sich wegen Lichtempfindlichkeit nicht durchsetzen. Petersen erreichte den Durchbruch, als er ein fünfzig Meter langes Wollgewebe mit Murexid fleckenrein färben konnte, so dass auch mit der Lupe keine Unregelmässigkeiten entdeckt werden konnten. Seine Fabrik nahm einen starken Aufschwung, und P. entschloss sich, eine grössere zu bauen, doch brach die Nachfrage nach Murexid durch das Aufkommen von Fuchsin 1858 zusammen. P. entschloss sich, Fuchsin zu produzieren, das Fantasiepreise erzielte. Dieser Farbstoff war hinsichtlich der Leuchtkraft und der Verwendungsmöglichkeiten für verschiedene Gewebe allen anderen Farben überlegen. Dazu gab es weitere Tönungen.
Die Umstellung erwies sich als schwierig. Die Apparaturen mussten umgebaut werden und grosse Mengen Teeröl beschafft, das in der richtigen Qualität geliefert werden musste. Zudem brauchte man Arsensäure, welche die langsam fliessende Seine stark verunreinigte. Die Behörden drohten einzugreifen. P. sah sich nach Alternativen um und fand sie in Basel, wo der Rhein stark floss. 1862 übernahm er eine kleine chemische Fabrik oberhalb der Saline von Carl Glenck-Struntz zur Miete. 1868 erwarb er sie käuflich. 1865 hatte P. seine Fabrik bei Paris verkauft, das Schweizer Bürgerrecht erworben und sich dauerhaft in Bettingen niedergelassen. Die Fabrik wurde 1882 erweitert, der Rhein vermochte die jährlichen 300 Tonnen Arsenik so abzuführen, dass keine Klagen eingingen. Petersens Fuchsin genoss einen ausgezeichneten Ruf, v.a. hinsichtlich der Farbenreinheit. Bei ihm arbeiteten L. Durand und Robert Bindschedler, welche ihrerseits chemische Firmen gründeten.
Zusammenfassung von N. Schaffner aus Keller, Hans E.: Ernst Karl Ferdinand Petersen. Aus den Anfängen der chemischen Farbenindustrie, Baselbieter Heimatbuch Band IX, Liestal 1962