Settlementsbewegung
Ein Settlement ist eine Niederlassung Gebildeter in einer armen Nachbarschaft, die den doppelten Zweck verfolgen, die dortigen Lebensverhältnisse aus eigener Anschauung kennen zu lernen und zu helfen, wo Hilfe Not tut. Settler sind diejenigen, welche ein Settlement bewohnen, die nötige Forschungsarbeit leisten, Unterricht erteilen, sowie sozialpolitisch für die umwohnende Bevölkerung eintreten. In der Mehrzahl handelt es sich dabei um Studenten. Settler sind an anderer Stelle auch als Residents beschrieben.“ (Brockhaus- Enzyklopädie, Band 4, 1999)
Im 19. Jahrhundert begannen die industrielle Revolution und der Frühkapitalismus ihre ersten Auswirkungen zu zeigen. Durch Flüchtlinge bildeten sich Slums in den Städten. Männer, Frauen und Kinder arbeiteten unter menschenverachtenden Arbeitsbedingungen für einen Hungerlohn und lebten auch unter diesen Bedingungen.
Als erste Settlement- Niederlassung in dieser Zeit kann man Toynbee Hall nennen. Das Pfarrerehepaar Barnett gründete Toynbee Hall 1884 in London. Ihre Idee war es, Studenten ein zu berufen, um in dem berüchtigten Whitechapel-Viertel unter den Armen und der Arbeiterklasse zu wohnen. Diese Idee war damals sehr radikal, da die verschiedenen sozialen Klassen streng getrennt unter ihresgleichen lebten. Sie versuchten die bestehenden Klassenunterschiede zu überbrücken und zur „sozialen und geistigen Emanzipation“ der Bewohner beizutragen. (Oelschlägel in Sozial Extra11/91, in Götze, 2005)
In früheren Zeiten war die Almosengabe eine wichtige Form der sozialen Arbeit. Die Settlement- Bewegung machte jedoch klar, dass dies keine Lösung für das Massenelend sei, welches durch die Industrialisierung entstand. Wichtiger und auch erfolgsversprechender waren die beiden folgenden Punkte:
- Durch Nachbarschafthilfe und Bildungsangebote das Selbsthilfepotenzial der Betroffenen aktivieren.
- Die Regierung auffordern, Sozialgesetze zu erlassen.