Forschungsprojekt "Oral History, Chemie und Stadtkultur":

Ein Archiv der mündlichen Überlieferung

Von Oktober 2018 bis September 2020 führte der Verein mit Unterstützung der Chr. Merian Stiftung dieses Forschungsprojekt durch. In den zwei Jahren wurden systematisch Interviews geführt und aus privaten Beständen Materialien gesammelt zum Thema Arbeitsalltag in den chemischen Werken von Basel. Diese nahmen während und nach dem zweiten Weltkrieg einen enormen Aufschwung. Von 1938 bis 1948 hat sich die Anzahl der Chemie-Arbeitenden in Basel mehr als verdoppelt. Der Umsatz der Fa. Geigy beispielsweise stieg von 180 Mio. (1950) auf 1130 Mio. Franken im 1962. Damals wurde diese Industrie zum Wohlstandmotor der gesamten Region, die Werke wurden laufend ausgebaut.

Erstaunlicherweise ist von den Arbeits- und Lebensverhältnissen der Mitarbeitenden aus dieser Zeit wenig bekannt. 2016 erschien das Buch "Chemie und Pharma in Basel" von Mario König, der feststellt, dass "die Geschichte der Chemiearbeiter - anfänglich alles Männer, dann immer öfter auch Frauen -, ihrer Herkunft und harten Arbeit, bleibt ebenso zu schreiben wie diejenige der Angestellten verschiedener Qualifikationsstufen." (Seite 13) Zu dieser "Erinnerungslücke" haben verschiedene Faktoren geführt: Das Verbot, auf den Werksgeländen Fotos zu machen, Informationen zu Prozessen oder Anstellungsverhältnisse nach aussen zu tragen sowie eine immer noch vorhandene diffuse Scham über die negativen Seiten der chemischen Produktion.

Der Verein mit seinem Forschungsprojekt möchte hier aufklären. Dazu werden 30 Ehemalige aller Hierarchiestufen aus den Betrieben der Geigy, CIBA, Roche und Sandoz, Chemiker, Sekretärinnen, Angestellte der Verwaltung und weitere Mitarbeitende zu ihren Erlebnissen und Erfahrungen befragt. Hieraus ergibt sich ein facettenreiches Bild des Arbeitsalltags zur Mitte des 20. Jahrhunderts in Basel. Wir möchten unseren Interviewpartnern danken, die sich auch heute noch fragen, ob sie illoyal gegenüber dem ehemaligen Arbeitgeber verhalten, indem sie uns Informationen über das Innenleben der Werke und Material aus dieser Zeit zur Verfügung stellen.

Auch nach 2020 geht die Arbeit weiter

Nach Abschluss des Forschungsprojekts im September 2020 wurden die Resultate aufgearbeitet und können teilweise in der permanenten Ausstellung Arbeitswelt Chemie besichtigt werden. Die Ausstellung ist im ehemaligen Fabrikgebäude 314 des Werks Klybeck der Ciba-Geigy daheim und seit August 2022 in Betrieb - jeden Mittwoch Nachmittag 14 - 18h und jeden ersten Samstag im Monat 10 - 18h.

Website zur Ausstellung chemiemuseum.ch

Aber die Arbeit geht weiter. Immer wieder nehmen wir Kontakt mit Menschen auf, welche früher in der Basler Chemie gearbeitet haben und führen mit ihnen Interviews durch. Auch sind wir immer interessiert an Dokumenten, Fotos und Objekten aus der Zeit der Basler Chemie.

Falls Sie Fragen haben oder etwas beitragen möchten, melden Sie sich bei uns: n.schaffner@imgrb.ch

Dr. Nicholas Schaffner
Wissenschaftlicher Leiter

Unterstützende:

  • Universität Basel, Seminar für Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie: Mitarbeit von Studierenden bei der Auswertung von Interviews
  • Christoph Merian Stiftung

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